Ivan Zozulya
Interview
© Mykhaylo Zozulya
Haben Sie sich aktuell neue künstlerische Schwerpunkte gesetzt?
Ich mache auch Musik – diese Kunst hat sich inzwischen so weit entwickelt, dass sie ebenfalls eine Rolle einnimmt in meiner künstlerischen Praxis, allerdings noch etwas diffus. Ich bin noch auf der Suche nach einer Form, sie als Sound in meine Malerei zu integrieren.
Welche Themen bewegen Sie zur Zeit?
Natürlich bin ich betroffen vom Krieg, denn ich bekomme regelmäßig Nachrichten und Bilder von meiner Familie. Ich habe das Thema in der Serie ‚Sense und Image’ eingearbeitet. Es gibt dort ein Foto mit Waffe. Aber ob diese Bilder Sinn erzeugen? Eine Zeichnung die gar nichts bedeutet, fühlt sich vielleicht viel sinnhafter an als eine Kriegsfotografie. Es hat auch für mich mit der Glaubwürdigkeit der Bilder zu tun. Inwieweit
können wir Bildern vertrauen, dass das, was wir darin sehen, auch der Realität entspricht. Manchmal fühlt es sich an, als wäre man Teil einer Serie oder eines Krimis – und man fragt sich, wie geht die nächste Episode weiter. Ich ertappe mich dabei zu denken, wie schräg es ist…..
Sie wurden als Künstler schon mehrfach ausgezeichnet - was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen und was bedeutet Ihnen die Nominierung zum Kunstpreis Kunsthub?
Es ist wie eine Premiere. Ich erhielt schon einige Stipendien – aber so einen Kunstpreis habe ich noch nicht bekommen. Man wünscht sich, dass diese Stipendien und Kunstpreise zum Alltag gehören würden. Sie sind existentiell wichtig. Als Künstler hat man auch schon viele negative Erfahrungen gemacht und Enttäuschungen erlebt.
Wie sehen Sie als Künstler Ihren Weg in die Zukunft?
Die oberste Maxime ist, dass man in seiner künstlerischen Arbeit immer präziser und die Kunst stetig besser wird. Die weitere Maxime ist, dass man davon leben kann, denn es ist keine stabile Sache, als Künstler zu leben. Mit diesen beiden Nordsternen hat man sehr viel zu tun.
Das Interview wurde von Katharina Goldbeck-Hörz geführt (© Goldbeck Hoerz Public Relations GmbH).
Mehr über den Künstler
Ivan Zozulya erhielt während seines Studiums im Jahr 2017 das Deutschlandstipendium. 2019 wurde seine künstlerische Arbeit durch das Förderprogramm der gemeinnützigen Gesellschaft GOPEA ausgezeichnet. 2020 erhielt er das Schlossbergstipendium des Kunstvereins Böblingen, 2021 das vom Land Baden-Württemberg vergebene MWK Stipendium. Galerien von Stuttgart bis Berlin zeigen in zahlreichen Einzelausstellungen seine Werke.
Leinwand, am liebsten in großen Formaten sowie Wandflächen dienen als Tableau für seine Bilder. Er vermeidet Grundierungen, denn es geht ihm von Anfang an darum, dem Sujet die Chance zu geben, sich selbst zu entwickeln. „Innerhalb der Beziehung von mir als Maler zu dem Bild, muss ich mich darauf einlassen, was das Bild mir liefert. Wenn man also vor dem Bild steht, das aus eher abstrakteren Strukturen besteht und verlangt, figürlich zu werden, dann muss ich das auf eine sanfte Art und Weise machen. Ich kann es nicht einfach übermalen, sondern muss minutiös mitgehen.“
In seinem Werk „what the shadow is made out of“ sind malerische Fragestellungen enthalten. Die Zeichnungen darin vermitteln den Eindruck von Figuren. „Ich habe den Zeichnungen ein Eigenleben gegeben“, erklärt Zozulya. „Ich habe sie als 3D-Skulptur in Siebdruck aufgebracht, sodass sie im Bild eigenständig sind. Das Bild hat keine eigene Zeitlichkeit wie ein Film oder Video“, sagt er. „Man hat als Betrachter also nicht die Kontrolle darüber. Es ist wie ein Loop, welcher sich immer wieder in gewisser Weise erneuert oder eine andere Geschichte beginnt.“
Mit seinen Bildern stellt der Künstler jeweils die Kernfrage nach einem Zwischenspiel, nach der gegenseitigen Einflussnahme zwischen Bildern und Menschen. „Weil sie sich gegenseitig bedingen“, erklärt Ivan Zozulya. Er sinniert über die Bedeutung der Linie im Gemälde – wird sie abstrakt oder figurativ wahrgenommen. „Ich hab in dieser Serie sehr viel nachgedacht über eine Verwandlung von einem Bild zu einer Figur. In letzter Zeit denke ich auch darüber nach, wie sich Menschen in Bilder verwandeln können. Es entsteht eine wechselseitige Dynamik. Man hat als Maler zwar theoretisch die Macht, das Bild in eine Richtung zu schieben, aber das Bild will das gar nicht.“
Werke von Ivan Zozulya
Dusk (Sense and Image 4) | Gun (Sense and Image 1) | Second Thought (Sense and Image 2) |
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Where the Shadow comes from (Sense and Image 8) | X (Sense and Image 10) |